179 | Mosambik - Zeichen von Hoffnung

Das INTERPLAST-Team Bad Kreuznach war im November im Einsatz in Mozambik. Mozambik, ein Land das zehn Jahre Bürgerkrieg mit Millionen Toten, Dürren, Hungersnöte und vor drei Jahren den Wirbelsturm „Idai“ erleben musste. Weiter herrschen dort Malaria, monströse Fehlbildungen und eine der weltweit höchsten AIDS Raten.

Unter diesen Vorzeichen ging die Reise mit 16 Koffern voll Hilfsmaterialien, zum großen Teil liebenswerte Spenden, los. Zu unserer Erleichterung wurde das Gepäck von einem überraschenderweise fließend und freundlich deutschsprechenden Oberzolldirektor im Flughafen von Beira durchgewunken.
Aber wie kommen wir überhaupt nach Mozambik? Wir wandelten einfach auf den vielfältigen Kontakten unserer Aktionsleiterin, der Gynäkologin aus Idar-Oberstein, Dr. Christiane Meigen. Bei zwölf Ultraschallseminaren, die sie in den letzten Jahren in Beira veranstaltet hatte, knüpfte sie viele freundschaftliche Bande. Christiane Meigen spricht fließend portugiesisch und ist in ihrer vorbehaltlosen Menschenfreundlichkeit mit Jedermann in Beira vertraut. In ihrem Schlepptau wurden wir auch im Krankenhaus fast wie alte Freunde begrüßt.

Ja, die chirurgischen Mitarbeitenden waren sogar sofort bereit uns ihr Wochenende zur Verfügung zu stellen, sodass wir von Freitag an bis zum nächsten Sonntag durcharbeiten konnten. Unser OP-Pfleger Sinischa Wagner schloss sogleich Freundschaft mit der Leiterin der Sterilisation. Unsere beiden Narkoseärzte, Dr. Micha Daneke mit Tochter Frida, und Dr. Gabi LaRoseé installierten ihr Anästhesiematerial unter Mithilfe freundlicher Anästhesietechniker in Operationssaal 5, der uns für die nächsten Tage zur Verfügung gestellt wurde. Die chirurgischen Mitarbeitenden waren die allgemeinchirurgische Oberärztin Frau Dr. Zelia; der kubanische Plastische Chirurg Dr. Jovanis und der ägyptische chirurgische Assistent Dr. Achmed.
Die drei wichen André Borsche nicht von der Seite. Soviel Wertvolles gab es dort zu lernen! Sie assistierten ihm bei allen Operationen; den Fehlbildungen der Händchen von zwei kleinen Jungen, dem zerstörten Gesicht eines 9-jährigen Waisenkindes durch eine Noma-Infektion, einem blinden Opfer eines Säureunfalls, dessen Mund narbig erstarrt und zusammengeschrumpft war oder einem Polizisten mit Neurofibromatose, einer Krankheit die kontinuierlich zu Gewebswucherungen führt.

Die Mehrzahl jedoch waren rekonstruktive Operationen nach schweren Verbrennungen, die aufwendige Lappenplastiken und Hauttransplantationen bedurften. Diese zweite Patientengruppe, waren diejenigen Verbrennungsopfer, deren Wunden nach Monaten noch offen waren und die unter Narkose gereinigt und ausgeschnitten wurden. Dass, wenn man die gesäuberten Wunden dann fest mit Schaumstoff bedeckt, Infektionen verhindert und Heilung beschleunigt wird, wollten unsere Kollegen vor Ort kaum glauben. Christiane Meigen fuhr auf den Markt und besorgte für wenig Geld eine riesige Menge an Schaumstoff, den Sinischa Wagner zu ca. 40x40cm Platten zurechtschnitt und zum Sterilisieren eintütete. Unsere Kollegen waren begeistert! Nun können sie all die Patienten, die seit Monaten qualvoll im Eiter ihrer offenen Wunden liegen, nach und nach behandeln und ihnen Hoffnung auf Wiederherstellung machen!

Als besonderes Gastgeschenk brachten wir noch ein Accu-Dermatom mit, eine Maschine wie ein riesiger Rasierapparat, mit dem man Haut von einer Körperstelle abnehmen kann, um sie auf saubere Verbrennungswunden zu verpflanzen. Unsere Kollegen haben sich auch gleich, nachdem wir abgereist waren, begeistert an die Arbeit gemacht, erste E-Mail Bilder sind schon ausgetauscht. So haben wir mit Vermittlung von Kenntnissen nicht nur den von uns operierten armen Patienten, sondern vielen in Zukunft im Beira Zentralkrankenhaus Hilfesuchenden geholfen. Natürlich wurden schon Pläne für eine Fortsetzung dieser so fruchtbaren Zusammenarbeit im nächsten Jahr gemacht.

Ein noch ungelöstes Problem ist die Ernährungslage. Viele Patienten sind ausgemergelt und unterernährt. Ein dreijähriges Kind schaute uns voll Hoffnung ins Gesicht, dessen Wunden an Beinen und Armen gesäubert werden sollten, aber wir mussten ablehnen. Eine Narkose wäre zu gefährlich gewesen. Es hatte das Gewicht eines sechs Monate alten Kleinkindes.

Unser weiteres Engagement hat das Ziel eine Verbrennungsstation einzurichten, mit drei Mahlzeiten pro Tag, mit Milch und Eiern für die Kinder.
Danke, dass Sie diese Arbeit mit Ihrer Unterstützung möglich machen.


Eva und André Borsche

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